IG Metall kritisiert Mißbrauch

Werkvertraege: Gegen Missbrauch fuer faire Arbeit und Mitbestimmung

24.09.2015 Immer mehr Stammarbeitsplätze werden durch sogenannte Werkverträge ersetzt. Diese Entwicklung nimmt die IG Metall nicht einfach hin. Mit einer Kampagne und Aktionstagen wird nun das Thema bearbeitet.

IG Metall Baden-Württemberg kritisiert Missbrauch von Werkverträgen

Die Fremdvergabe von Tätigkeiten über Werkverträge oder den Einsatz von Leiharbeitern führt in baden-württembergischen Betrieben regelmäßig zum Ersatz von Stammarbeitsplätzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage unter Betriebsräten im Südwesten, vorwiegend aus der Metall- und Elektroindustrie. Demnach wurden in den vergangenen drei Jahren in jedem zweiten Betrieb, der Arbeit auslagert, Stammarbeitsplätze ersetzt. In jedem fünften war das auf den Einsatz von Werkverträgen zurückzuführen. Ein Drittel der Fremdvergaben über Werkverträge betrifft den klassischen Produktionsbereich, gefolgt von Forschung und Entwicklung (28 Prozent), Montage (25 Prozent) und Logistik (23 Prozent).

Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg: "Das sind allesamt Kernkompetenzen der Betriebe. Ganz offensichtlich sind Werkverträge für Unternehmen vor allem ein Mittel zur Kostenreduzierung. Dabei nehmen sie in Kauf, dass Beschäftigte zu deutlich schlechteren Konditionen arbeiten als das eigene Stammpersonal und setzen überdies wichtiges Know How aufs Spiel."

Große Befragung durchgeführt

An der Umfrage haben sich in Baden-Württemberg mehr als 730 Betriebsratsvorsitzende beteiligt. In drei von vier Betrieben werden Arbeiten auf Grundlage von Werkverträgen ausgelagert. In 27 Prozent hat die Vergabe von Werkverträgen in den vergangenen drei Jahren zugenommen, in der Hälfte der Betriebe wurde das Niveau gehalten.
Die Bedürfnisse der Beschäftigten stehen der Umfrage zufolge offenbar an letzter Stelle: "In jedem zweiten Betrieb sind die Arbeits- und Entgeltbedingungen bei den beauftragten Werkvertrags-Unternehmen schlechter als im jeweiligen Einsatzbetrieb", kritisiert Zitzelsberger. Fast die Hälfte der Werkvertrags-Unternehmen wenden nach Information der Betriebsräte keinen Tarifvertrag an, vermutlich sogar mehr. Darauf lässt schließen, dass ein Drittel der Betriebsräte auf die Frage keine Angabe machen konnte, mithin also offenbar auch zu wenig Informationen über die Anwendung von Werkverträgen im eigenen Unternehmen bekommt. Zitzelsberger: "Das ist ein Armutszeugnis für einen Industriestandort, der auf hochqualifiziertes Personal angewiesen ist.

Die IG Metall wird mit Nachdruck darauf hinwirken, dass in baden-württembergischen Unternehmen nur noch Werkvertrags-Unternehmen zum Einsatz kommen, die sich an mit uns abgestimmte Mindeststandards halten."
Im Zuge des angekündigten Gesetzentwurfs zu Leiharbeit und Werkverträgen setzt sich die IG Metall zudem für verbesserte Informationsrechte sowie mehr Mitbestimmung des Betriebsrats bei Fremdvergaben aus. Am morgigen Donnerstag ruft die Gewerkschaft deshalb zu einem bundesweiten Aktionstag gegen den Missbrauch von Werkverträgen bei Automobilherstellern auf, da dort besonders viele Menschen über Werkverträge beschäftigt sind. In Baden-Württemberg beteiligen sich daran Beschäftigte von Daimler, Audi und Evobus. Aktionen sind unter anderem in Stuttgart, Sindelfingen, Gaggenau, Rastatt und Mannheim geplant.

Letzte Änderung: 24.09.2015