Interview mit Bernd Rattay zur WMF

Bernd Rattay

22.04.2014 Zur aktuellen Situation bei der WMF haben wir mit Bernd Rattay, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Göppingen-Geislingen, ein Interview geführt.

IG Metall fordert Zukunftskonzept für deutsche Standorte

Redaktion: Die WMF will weltweit die Nummer eins werden, gleichzeitig sollen allein in Geislingen 280 Arbeitsplätze wegfallen. Wie passt das zusammen?

Bernd Rattay: Aus Sicht der Beschäftigten gar nicht. Der Vorstand will jährliche 30 Millionen Euro einsparen und das Geld in die Erschließung internationaler Märkte investieren. Durch eine Neuorganisation soll vieles zusammengelegt und die WMF zugleich verschlankt werden. Personalabbau ist aber kein Zukunftskonzept sondern ein Sparprogramm. Die IG Metall fordert deshalb Investitionen, um im traditionsreichen Stammland die Voraussetzungen für Erfolge auf den internationalen Märkten zu schaffen. Nummer eins geht nur mit und nicht gegen die Beschäftigten.

Redaktion: Welche Beschäftigten wären vom Personalabbau besonders betroffen?

Bernd Rattay: In der Vergangenheit fand Personalabbau überwiegend im Produktionsbereich statt. Dieser ist zwischenzeitlich so ausgedünnt, dass große Kosteneinsparungen nur noch im Verwaltungsbereich zu realisieren sind. Produktmanagement, Marketing, Vertrieb und Zentralfunktionen soll personell ausgedünnt sowie Markentöchter integriert werden. Die traditionsreiche Galvanik am Standort Geislingen, und den Vertriebsstandort der Marke Auerehahn in Altensteig will der Vorstand komplett schließen. Darüber hinaus steht die konzerneigene Logistik auf dem Prüfstand. Hier wären allein in Geislingen zusätzlich 250 Arbeitsplätze bei proLOG gefährdet.

Redaktion: Die WMF gehört zu den großen und profitablen Unternehmen der Branche. Einen so massiven Personalabbau wird die Belegschaft vermutlich nicht kampflos hinnehmen, was ist geplant?

Bernd Rattay: Die Beschäftigten sind sauer. Der ausgeschiedene Vorstandschef Klapproth hat 2,595 Millionen Euro Abfindung erhalten, der neue Vorstandschef Feld hat vom Finanzinvestor KKR, dem WMF-Haupteigentümer, 900.000,-- Euro Antrittsprämie erhalten. Für die neue Strategie soll das Geld durch Stellenstreichung eingesammelt werden. Bei aller Wut wurde auf der Betriebsversammlung am 07. April aber auch eins deutlich: Während die gewerblichen Beschäftigten ihren Unmut lautstark zeigten, waren die Betroffenen aus dem Verwaltungsbereich zunächst sprach- und fassungslos. Ihnen hatte die alte Führungsriege jahrelang erklärt, dass Produktionsverlagerungen ihre Arbeitsplätze sicherer mache. Nun sind Beschäftigtengruppen betroffen, die bisher keine Erfahrung mit Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit haben, nie offen für ihre Rechte eingetreten sind.

Redaktion: Da sind neue Formen des Widerstandes und Beteiligungsangebote gefragt

Bernd Rattay: Ja und das in einer Situation in der Vorstand und KKR den geplanten Personalabbau möglichst schnell umsetzen wollen. Wir wollen mit den Betroffenen an Alternativen und Modellen der Beschäftigungssicherung arbeiten. Hierzu hat der Betriebsrat die Möglichkeit die Betroffenen als betriebliche Sachverständige in die Gespräche mit der Konzernführung einzubinden. Ziel muss es sein Aktionsformen zu wählen, an der sich möglichst alle beteiligen. Gemeinsam sind wir stark.

Redaktion: Im Namen aller Kolleginnen und Kollegen wünsche ich viel Erfolg. Alle WMF-Beschäftigten sollen wissen, dass wir immer bereit sind ihren Kampf zu unterstützen...in welcher Form auch immer.

Letzte Änderung: 22.04.2014