Geislinger Beschäftigte kämpfen!

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08.03.2010 Die mittlerweile arbeitslosen Beschäftigten der`arabella Sonnenschutztechnik GmbH fahren nach Österreich um dort bei der Konzernmutter Hella ihre Arbeitskraft anzubieten.

Geislinger Beschäftigte bieten Hella in Österreich ihre Arbeitskraft an

Am 8 März, dem Internationalen Frauentag, fahren die nun arbeitslosen Beschäftigten der ehemaligen Geislinger Produktionsstätte der arabella Sonnenschutztechnik GmbH zur Firma Hella nach Osttirol, Hier wollen sie ihre Arbeitsplätze "besuchen" und ihre Arbeitskraft anzubieten. Im Raum Geislinger seien viele Jahrzehnte überwiegend Frauen mit der Produktion von Jalousien und Markisen beschäftigt gewesen - so Bernd Rattay von der örtlichen IG Metall. Nun sei über das Vermögen der ehemaligen Geislinger Produktionsstätte der arabella das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Die juristische Aufarbeitung der dubiosen Vorgänge um den Markenhersteller dürfte noch Jahre dauern und einen erheblichen Imageschaden verursachen, so Rattay. Die Betroffenen in Geislingen fühlten sich ganz einfach betrogen und wollten nun am Stammsitz in Österreich auf das unmoralische Verhalten der dort ansässigen Geschäftsführer und Gesellschafter aufmerksam machen.

Rund 70 Arbeitsplätze verlagert

arabella Geislingen gehört seit 2004 Hella aus Österreich, einem Markenhersteller von Markisen, Rollläden, Raffstoren und Wintergartenbeschattungen mit Stammsitz in Abfaltersbach, Osttirol. Hierher wurde Ende 2009 auch die Geislinger Produktion und damit rund 70 Geislinger Arbeitsplätze verlagert. Das Besondere an dieser Verlagerung: Für die langjährigen Beschäftigten der Produktionsfirma mit dem neuen Kunstnamen ENFUMO GmbH gab es statt Abfindungen aus einem Sozialplan eine von langer Hand geplante Insolvenz. Die nun arbeitslosen Beschäftigten würden durch die seit Monaten ausstehenden Löhne und Gehälter zusätzlich bestraft, so der Betriebsratsvorsitzende Helmut Strauß. Das sei bitter und mache wütend.

Vorgehen ist menschenverachtend

Der menschenverachtende Trick der Österreicher funktionierte folgendermaßen:

arabella verkaufte ihre Geislinger Produktionstochter mit rund 100 Beschäftigten an den Österreicher Rudolf Ziegler. Dieser wird Ende September 2009 alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer der in ENFUMO GmbH umbenannten Fertigung von arabella. Ziegler übernimmt zunächst auch die Aufträge der arabella. Auf einer Betriebsversammlung am 14. Dezember 2009 erklärt er dann der erstaunten Belegschaft, er kenne zwar den österreichischen Geschäftsführer von arabella und Hella, Martin Troyer aus Lienz durch frühere gemeinsame Geschäftsbeziehungen sehr gut, dennoch werde er den Liefervertrag mit der einzigen Auftraggeberin nun kündigen, da er mit Schadensersatzforderungen der konfrontiert sei. Zudem sei er nicht in der Lage ein finanzielles Risiko zu tragen.

Zur Jahreswende 2009/2010 wurde der Belegschaft ein längerer Zwangsurlaub verordnet. Während dieser "Betriebsruhe" wurden die Produktionsanlagen abgebaut und zum Stammsitz von Hella nach Abfaltersbach verbracht. Das Ziegler nicht nur ein "alter Bekannter" des Hella Geschäftsführers Troyer sondern in diesem Deal auch ein Strohmann war, wurde spätestens Anfang 2010 klar, Ohne Betriebsrat oder Belegschaft zu informieren stellte dieser unmittelbar nach der Produktionsverlagerung nach Österreich einen Insolvenzantrag für die nun "leere Hülle" Enfumo. Der Markenhersteller will sich über diese Konstruktion die Kosten der gesetzlichen Kündigungsfristen und für einen Sozialplan der Geislinger Belegschaft sparen.

Arbeitskraft bereits schriftlich angeboten

Die betroffenen Beschäftigten hatten bereits schriftlich ihre Arbeitskraft bei Hella in Abfaltersbach in Österreich angeboten. Nach Auffassung der IG Metall, seien die Geislinger Beschäftigten durch die Produktionsverlagerung auf das Österreichische Unternehmen übergegangen. Rattay begründet das Vorgehen damit, dass die Fa. arabella Sonnenschutztechnik GmbH der einzige Auftraggeber der Fa. Enfumo GmbH in Geislingen gewesen sei. Zudem habe Arabella die Maschinen und Materialien für die Rollladen- und Jalousiefertigung in Geislingen zur Verfügung gestellt. Diese habe bestellten Rollläden und Jalousien nach deren Vorgaben gefertigt. Hella habe damit die wesentlichen Betriebsmittel, sowie den Kundenstamm der Geislinger Produktionsfirma, übernommen. Dadurch sei die Rollladen- und Jalousiefertigung im Wege des (Teil-) Betriebsübergangs zu Hella in Tirol übergegangen, so Rattay.

Da Hella auf das schriftliche Angebot der Beschäftigten nicht reagiert habe, würden sich die Beschäftigten nun persönlich bei ihrem neuen Arbeitgeber melden.

Letzte Änderung: 05.03.2010