8. März Internationaler Frauentag

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08.03.2010 Der Internationale Frauentag 2010 fällt inmitten der tiefsten Krise seit 1920. Gerade jetzt heißt es: Offensiv Kurs halten für die Gleichstellung der Frauen.

Demonstrationen von Textilarbeiterinnen waren der Anfang

Der Internationale Frauentag geht auf die Arbeiterinnenbewegung Mitte des 19. bis 20. Jahrhunderts zurück. Erste entscheidende Ereignisse waren die Demonstrationen und Streiks von Textilarbeiterinnen in den USA seit 1858.

Der erste Internationale Frauentag fand am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt. Die politische Forderung war das Wahlrecht für Frauen. Mehr als eine Million Frauen gingen auf die Straße - eine bis dahin beispielslose Massenbewegung.

Offensiv Kurs halten für die Gleichstellung der Frauen

Der Internationale Frauentag 2010 fällt inmitten der tiefsten Krise seit 1920. Knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland fühlt sich von der Wirtschaftskrise bedroht. Vor allem Frauen laufen Gefahr, an den Rand des Arbeitsmarktes gedrängt zu werden - zu niedrigsten Löhnen, in unfreiwilliger Teilzeit, befristet oder in Minijobs. Die IG Metall wird alles dafür tun, dass Frauen in der Krise nicht auf der Strecke bleiben. Gerade jetzt heißt es: Offensiv Kurs halten für die Gleichstellung der Frauen.
Das Wahlrecht für Frauen haben wir heute zwar längst. Doch auch fast 100 Jahre nach dem ersten Internationalen Frauentag ist die tatsächliche Gleichstellung der Frauen noch weit entfernt. Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise macht es nicht einfacher. Die Reise geht weiter, aber mit anderen und neuen Forderungen. Deshalb ist das Motto zum diesjährigen Internationalen Frauentag: "Kurs halten! Gleichstellung!" Es gibt noch immer viel zu tun.

Die Topthemen auf der frauenpolitischen Agenda

Gewalt gegen Frauen, Entgeltgleichheit und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind seit Jahren die Topthemen auf der frauenpolitischen Agenda. Bessere Gesetze wurden zwar durchgesetzt - Frauen können jetzt nach der Elternzeit an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Doch bei ihrem tagtäglichen Konflikt zwischen Beruf und Familie werden sie von der Regierung allein gelassen.

Karrierechancen für Frauen sichern: für eine qualifizierte Ausbildung

Beim Thema Gleichstellung setzt Merkels Regierungskabinett darauf, dass die Wirtschaft sich freiwillig zu familienfreundlichen Arbeitszeiten und mehr Frauen in Führungspositionen verpflichtet. Um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, ist die Politik jedoch gefordert. Eine erfolgreiche berufliche Karriere erfordert eine qualifizierte Berufsausbildung. Die DGB-Gewerkschaften sprechen sich für eine dreijährige, moderne und zukunftsfähige Berufsausbildung im Bürobereich aus. Sie haben eine Unterschriftenaktion "für eine qualifizierte Ausbildung" gestartet, um "Karrierechancen für Frauen zu sichern". Eine Schmalspurausbildung, wie sie einige Arbeitgeber fordern, führt in die berufliche Sackgasse und erhöht das Risiko, arbeitslos zu werden. Bei den Büroberufen wären davon überwiegend Frauen betroffen.

Mindestlöhne statt Dumpinglöhne

Mit der Agenda 2010 hat bereits schon die rot-grüne Regierung unter Schröder dafür gesorgt, dass Menschen in Deutschland immer weniger von ihrer Arbeit leben können. Prekäre Arbeitsverhältnisse boomen in Deutschland in allen Formen: Ein-Euro-Jobs, Minijobs, Leiharbeit sowie Kleinst- und Schein-Selbstständigkeit. Fast jede dritte erwerbstätige Frau arbeitet im Niedriglohnsektor. Das sind rund 70 Prozent in diesem Bereich, für die ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben so gut wie ausgeschlossen ist. Von einer existenzsichernden Rente ganz zu schweigen. Altersarmut ist für viele Frauen vorprogrammiert. Einheitliche gesetzliche Mindestlöhne lehnt die Regierung ab, prekäre Arbeitsverhältnisse will sie noch weiter ausbauen. Damit verweigert sie vielen Frauen ein existenzsicherndes Einkommen. Frauen wie Männer brauchen eine Perspektive, wie sie frei von Existenzängsten leben, arbeiten und alt werden können - mit und ohne Kinder. Deshalb bleibt es dabei: Wir brauchen Mindestlöhne statt Dumpinglöhne.

Da fehlt noch was: gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit

Frauen in Deutschland verdienen 23 Prozent weniger als Männer. In kaum einem EU-Land ist das Lohngefälle so groß wie hier. Die Ursachen: Frauen arbeiten in schlechter bezahlten Berufen und Branchen und in niedrigeren Gehaltsgruppen. Sie unterbrechen oder verkürzen ihre Berufstätigkeit häufiger und länger als Männer. Hinzu kommt, dass so genannte typische Frauenberufe schlechter bewertet werden als typische Männerberufe. Die Arbeit mit Geld oder mit hohen materiellen Werten wird erheblich besser bezahlt als Arbeit mit Menschen. Selbst wenn Frauen genauso gut ausgebildet und im gleichen Alter sind, im gleichen Beruf und im gleichen Betrieb arbeiten, erhalten sie rund zwölft Prozent weniger Geld. In Betrieben mit Betriebsrat fällt der Unterschied geringer aus.

Gleichwertige Lebens- und Arbeitsverhältnisse

Die Regierung hat sich international dazu verpflichtet, den Entgeltunterschied bis spätestens 2010 auf 15 Prozent und bis 2020 auf zehn Prozent zu senken. Für 2010 hat sie das Ziel bereits verfehlt. Für 2020 sehen die Chancen kaum besser aus. Denn die Regierung setzt wieder mal auf freiwillige Initiativen der Wirtschaft. Auch in ihrem Koalitionsvertrag haben sich CDU, CSU und FDP auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit geeinigt. Doch das hilft nicht wirklich weiter. Frauen und Männer in unterschiedlichen Berufen und Branchen benötigen gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit. Das verlangt auch der Europäische Gerichtshof. Um diesen Anspruch umsetzen zu können, sind vor allem Kriterien nötig, um die Gleichwertigkeit von Tätigkeiten zu prüfen.

Deshalb fordern die Gewerkschaftsfrauen zum diesjährigen Internationalen Frauentag vor allem gleichwertige Lebens- und Arbeitsverhältnisse für Männer und Frauen.

- die Gleichbehandlung aller Arbeitsverhältnisse und deren Einbezug in die Sozialversicherung
- die Einführung existenzsichernder gesetzlicher Mindestlöhne
- eine gesetzliche Quotierung für Aufsichtsräte von 40 Prozent
- das Recht auf einen Kindergartenplatz ab dem ersten Lebensjahr sowie
- gesetzliche Regelungen für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft.

Letzte Änderung: 07.03.2010