HÖRAUF - noch 34 Kündigungen
Schwierige Verhandlungen
Nach langen und schwierigen Verhandlungen ist bei dem Maschinenbauer Hörauf in Donzdorf ein Ergebnis zwischen Arbeitgeberseite und Arbeitnehmervertretern erzielt worden. Betriebsrat und IG Metall haben es geschafft, extreme Härten weitestgehend zu vermeiden.
Montag am späten Abend einigten sich die Parteien auf ein Gesamtpaket, welches noch 34 Kündigungen, sowie drei weitere mögliche Austritte, enthält.
Nachdem der Arbeitgeber Ende 2009 fast 100 Arbeitsplätze abbauen wollte, einigten sich die Parteien damals auf verschiedene Maßnahmen um das Krisenjahr zunächst ohne Entlassungen zu überstehen. Die Beschäftigten des Unternehmens brachten große Opfer verbunden mit der Hoffnung, dass sich die Auftragslage wieder bessert.
Im November 2010 kündigte die Geschäftsleitung schließlich den Abbau von 74,5 Arbeitsplätzen an. Verschiedene Lösungsvorschläge von Betriebsrat und IG Metall wurden zunächst nicht akzeptiert.
Solidarität und Zusammenhalt
Erst nachdem die Beschäftigten ihren Zusammenhalt demonstrierten und gemeinsame Aktionen, sowohl innerbetrieblich, als auch in der Öffentlichkeit, starteten, kam Bewegung in die Verhandlungen.
Unterstützt wurde der Betriebsrat von vielen Kolleginnen und Kollegen aus der Region, die an den Veranstaltungen aus Solidarität mit den Beschäftigten teilnahmen.
Aus ganz Baden-Württemberg kamen Solidaritätsadressen um den Betriebsrat zu unterstützen.
"Dieser Zusammenhalt und die Solidarität von Kolleginnen und Kollegen anderer Unternehmen tut gut und ist sehr hilfreich", so Volker Fidyka, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Hörauf.
Das Paket im Einzelnen
Das Paket sieht jetzt im Einzelnen vor, dass 34 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz durch Kündigung verlieren.
Transfergesellschaft vereinbart
Diesen, sowie drei weiteren Mitarbeitern des Unternehmens wird ein Angebot unterbreitet ab Februar 2011 in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Hier haben die Betroffenen die Möglichkeit über persönlich passgenaue Qualifizierungsmaßnahmen verbesserte Möglichkeiten auf dem zur Zeit schwierigen Arbeitsmarkt zu erhalten.
Arbeitszeitreduzierung auf 32 Stunden
Aus der Erfahrung der Kurzarbeit forderte der Betriebsrat eine umfangreiche Arbeitszeitverkürzung für einen großen Teil der Beschäftigten. Die Devise des Betriebsrats und der IG Metall lautete "Stunden entlassen statt Menschen". Auch diese Vereinbarung kam nach längerer Gegenwehr zustande, so dass über diese Maßnahme weiter Arbeitsplätze gehalten werden können.
Leiharbeit geregelt
Viele Mitarbeiter des Unternehmens hatten die Befürchtung, dass die verlorenen Arbeitsplätze verstärkt durch Leiharbeit ersetzt werden sollten. Die Forderung nach einer "Equal Pay Vereinbarung", also gleiches Geld für
gleiche Arbeit, wollte die Geschäftsleitung nicht erfüllen. Leiharbeit sei für das Unternehmen viel teurer als reguläre Beschäftigung, argumentierte die Arbeitgeberseite und deren Rechtsanwalt.
"Wenn Leiharbeit teurer ist als reguläre Beschäftigung, dann wundert es einen schon, dass im Unternehmen Hörauf an verschiedenen Arbeitsplätzen die gleichen Leiharbeitnehmer mehrere Jahre beschäftigt waren", so
Michael Kocken von der IG Metall Göppingen-Geislingen, der den Betriebsrat bei den Verhandlungen unterstützt hat.
Weiße Liste wird erstellt Quote und Einsatzdauer begrenzt
Es konnte aber eine Regelung gefunden werden, wonach Betriebsrat und Arbeitgeber eine "weiße Liste" von Verleihfirmen definieren, von denen Hörauf künftig Leiharbeitnehmer anfordern darf - so kann Lohndumping schon in diesem Stadium verhiondert werden. Desweiteren wurde eine maximal-Quote vereinbart. Künftig dürfen bis zu 9 Leiharbeitnehmer eingesetzt werden und dies für die Höchstdauer von 6 Monaten. Hiernach kann der Betriebsrat eine Einstellung verlangen, da ohne Zustimmung der Arbeitnehmervertretung kein weiterer Einsatz möglich ist.
Beschäftigungssicherung bis Ende 2012
Zudem erhalten alle Hörauf-Beschäftigten eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2012.
Stipendienmodell für Beschäftigten
Die Unternehmensleitung bietet zwei Beschäftigten an, berufliche Fortbildungen zu besuchen. Durch diese Maßnahme können die Kollegen sich weiter qualifizieren und bekommen pro Monat 500EUR von Hörauf. Durch diese Stipendienregelung hat Hörauf künftig hochqualifizierte Beschäftigte aus dem eigenen Nachwuchsbereich.
Vereinbarungen bedürfen noch der Unterschrift
Diese Eckpunkte waren am Montag abend das Ergebnis langwieriger Verhandlungen. Es bestand Einigkeit, das dies der Endpunkt ist. Nun müssen die Vereinbarungen noch formuliert und unterschrieben werden. Die Anwälte der beiden Parteien arbeiten zügig an der Umsetzung.
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Letzte Änderung: 22.12.2010