Leiharbeit, Werksverträge

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04.05.2011 03:05.2011 Leiharbeit, Werksverträge eine neue Herausforderung an die IG- Metall

Rhetorisch gut und ausführlich erläutert Gerhard Wick vor den IG-Metall Senioren die Ziele der Gewerkschaft für das Jahr 2011. Der ehemalige Sekretär von der Verwaltungsstelle Göppingen/Geislingen, zwischenzeitlich aber als Hauptamtlicher in der Bezirksverwaltung tätige Vollblutgewerkschafter packte ein schwieriges Thema an. Er unterteilte es in drei Hauptgruppen.

Erstens Leiharbeit und Werksverträge; zweitens Rente mit 67; drittens Gesundheitsreform.
Die Wahrscheinlichkeit bei der Rente 67etwas zu bewirken ist wenig aussichtsreich; hier müsste die Politik mitziehen. Besser sieht es mit der Leiharbeit aus. Hier muss versucht werden eine tarifvertragliche Regelung durchzusetzen, dem Betriebsrat muss die Möglichkeit der Mitbestimmung gegeben werden, wann und unter welchen Umständen ein Leiharbeiter eingesetzt werden darf. Dabei sollten folgende Fragen berücksichtigt werden: Ist eine befristete Einstellung vorzuziehen, dann müsste Tariflohn bezahlt werden! Ist eine interne Flexibilisierung möglich?
Ein ausscheidender Mitarbeiter darf nicht durch eine Leiharbeitskraft ersetzt werden! Muss doch eine Leiharbeitskraft eingestellt werden dann nur unter der Option, dass nach 6 Monaten eine Festanstellung angeboten wird. Hier muss mit Südwestmetall verhandelt werden. Eventuell kann ein Branchenfenster angestrebt werden, das die Leiharbeit nur erlaubt wenn der Tariflohn bezahlt wird der in der Branche üblich ist in der die Leihkraft beschäftigt wird. Das Problem der Leiharbeit betrifft die Allgemeinheit. Der Mindestlohn für Leiharbeiter von derzeit ca. 7,59 Euro reicht nicht zum Leben, durch die geringen
Sozialversicherungsabgaben entstehen Versorgungslücken, jetzt und für die kommende Rentengeneration. Die zukünftigen Rentner können ohne Zuzahlung des Staates nicht existieren und fallen der Allgemeinheit zur Last durch Zuzahlung auf den Minimallohn, Minirente.

CDU/CSU, die Grünen sowie die SPD und die FDP lassen sich von der angeblichen Notwendigkeit nicht abbringen; einzig die Linken sehen keine Notwendigkeit die Lebensarbeitszeit zu erhöhen. Leider führten selbst Massenveranstaltungen/Kundgebungen zu keiner Verhinderung dieses Gesetzes wegen angeblicher Überalterung. Kann es sein, dass diese selbst herbeigeführt wird? Wollen die Jungen Familien keinen Nachwuchs mehr weil die Perspektive in die Zukunft fehlt?
Statistiken sagen aus, dass 73 % nach Abschluss der Ausbildung nur befristete Übernahmen angeboten bekommen 3 % werden nicht und nur 24 % werden in unbefristete Arbeitsverhältnisse übernommen. Und dann das Märchen vom Fachkräftemangel. Es ist auch kein Geheimnis, dass die Arbeitgeber bis zu 15 % Leiharbeitsverhältnisse wünschen! Ist das die Perspektive die die jungen Menschen motiviert? Probleme bereiten auch zusehends Werksverträge, eine Grauzone die sich der Mitbestimmung des Betriebsrats entzieht.

Gerhard Wick erläutert an Hand von Beispielen anschaulich was sich hinter diesem Begriff verbirgt. Z.B. Firma Odelo. Fertiger von Leuchten hier ist es noch übersichtlich, hier ist nur der innerbetriebliche Werkstransport betroffen. Dieser wurde an eine Speditionsfirma ausgelagert und die tarifliche Bezahlung weit entfernt vom Metalltarif. In dieser Hinsicht gibt es Betriebe, die nicht einmal mehr so genau wissen welche Abteilungen ausgegliedert wurden. Teilweise sind Beschäftigte von so genannten Fremdfirmen und angestellte Mitarbeiter im selben Büro z. B. in der Entwicklung. Bisher war es so, dass vom Pförtner über die Produktion bis hin zur Verwaltung alles in einer Hand war; heute ist der Pförtner von einer Sicherheitsfirma, die Kantine vom Catering, die Fertigung gibt man außer Haus, das Controlling wird von einer Berater Firma erledigt und selbst der Geschäftsführer kommt vom Investor; aber nur so lange bis die letzten Gewinnmöglichkeiten ausgeschöpft sind, dann kommt das böse Ende; das Aus für die Firma, Wick führte weiter aus, dass die Gewerkschaften den Rückzug aus der Fläche beenden müssen; immer mehr Firmen machen sich in ländlichen Gebieten ansässig, diese muss man erreichen um den Mitgliedern näher zu sein. Das heißt in den regionalen Verwaltungsstellen müsste intensiver Personal eingesetzt werden. Ein Umdenkprozess findet in der ist in der Verwaltung bereits statt. Koll. A. Schweizer warf in diesem Zusammenhang ein, das Vertrauen in die Gewerkschaft ist bereits gesunken, da viel geredet wird die Durchführung aber sehr zu wünschen übrig lässt. Hier konnte G. Wick nur zustimmen und formulierte weiter, dass die Einsatzgebiete der Sekretäre anders gegliedert werden müssen, dass z.B. einer nur für einen Bereich wie SAP oder HP verantwortlich sein sollte, dies über einen absehbaren Zeitraum um so neue Mitglieder der Gewerkschaft zu gewinnen. In der Verwaltungsebene wird darüber beraten. Selbst im Raum Göppingen ist das wenige Personal auf übermäßig langen Wegen hin zu den Mitgliedsfirmen belastet so dass für Mitgliederbetreuung kaum Zeit bleibt; noch um einiges unakzeptabler ist es in den Weiten des Schwarzwaldes.

Resümee: die Aufgaben der Gewerkschaft steigen stetig und werden schwieriger. Auch die Senioren können Ihres dazutun, in Diskussionen ihre Erfahrungen und Erlebnisse der jüngeren Generation mitzuteilen. Ihr Wissen ist gefragt.

Klaus - P. Steiner

Letzte Änderung: 04.05.2011