Volles Haus bei Schuler
Hofmann stellt Zusammenhänge dar
Hofmann machte deutlich, welche Auswirkungen die Weltwirtschaftskrise auf das gewerkschaftliche Handeln hatte. "Wir haben es geschafft, dass in den letzten Jahren die meisten Kolleginnen und Kollegen ihren Arbeitsplatz behalten konnten.
"Darauf können wir stolz sein", sagte der Bezirksleiter vor den knapp 200 Zuhörenden.
Nach den brillianten Bilanzen der meisten Unternehmen für die letzten zwei Jahren sind nun auch die Beschäftigten an der Reihe, ließ Hofmann keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Forderungen in der Tarifrunde der
Metall- und Elektroindustrie. "Aber wie immer", so der Verhandlungsführer in der Tarifrunde, "spielen die Arbeitgeberorchester kurz vor der Tarifrunde immer Trauermärsche."
Die Behauptung der Arbeitgeber, dass die Forderung von 6,5% mehr Entgelt für die Beschäftigten nicht finanzierbar sei, ist schlichtweg falsch. Das konnte anhand von einigen Beispielen gut dargestellt werden.
Bekämpfung von Leiharbeit
Riesiger Beifall brandete auf, als Hofmann das Thema Leiharbeit ansprach. Die Darstellung des guten Arbeitsmarktes blendet aus, dass ein Großteil der Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor entsteht. "Leiharbeit ist die Kehrseite",
meinte Hofmann und der Applaus gab ihm Recht. Die Forderung nach mehr Mitbestimmung in den Unternehmen bei diesem Thema ist wichtig und richtig, so der Tenor der Anwesenden.
In der späteren Diskussion machten viele Kolleginnen und Kollegen noch deutlich, welches Stellenwert das Thema Leiharbeit hat. Persönliche Betroffenheit zeigte sich bei Brigitte Trojan, sie wurde vor Jahren bei ExCellO,
heut MAG in Eislingen ausgegliedert. Heute heißt der Arbeitgeber Euroengeneering, Brigitte Trojan bekam mehrfach Angebote in den Tarifvertrag für Zeitarbeiter zu wechseln, das ist mit deutlichen Verschlechterungen verbunden.
"Leiharbeit ist moderner Sklavenhandel und nichts anderes", sie leide unter starken psychischen Belastungen durch die Situation, sagte Trojan, "man fühlt sich als Mensch zweiter Klasse."
Aufpassen müsse man, dass Arbeitgeber nicht auf illegale Werkverträge ausweichen, wenn Leiharbeit endlich vernünftig reguliert wird appellierte Trojan noch an Hofmann.
Ein sehr persönliches Beispiel nannte Jürgen Bucher, Betriebsratsvorsitzender bei Springfix. Eine Kollegin im Unternehmen ist als Leiharbeiterin beschäftigt. Sie bekommt so wenig Geld, dass sie sich nicht mal die Reise nach Berlin leisten konnte, wo ihre Schwester beerdigt wurde. "Solche Auswüchse darf es nicht geben", rief Bucher, "dagegen müssen wir uns wehren!"
Unbefristete Übernahme von Azubis
Das dritte Thema bei den Tarifverhandlungen wird die unbefristete Übernahme junger Menschen nach der Ausbildung sein. Hierzu sagte Hofmann: "Das ist der verlogenste Teil der Geschichte". Als nach der Krise 1994 viele Azubis nicht
übernommen werden sollten, musste eine Lösung gefunden werden, damit zumindest ein Anspruch auf Arbeitslosengeld entsteht. Diese Lösung war zunächst die Übernahme für sechs, später zwölf Monate.
Hieraus haben Arbeitgeber abgeleitet, dass sie nicht übernehmen müssen. Es geht offensichtlich nur "um die Alleinherrschaft in den Unternehmen", so Hofmann unter lautem Applaus. Timon Pienitzsch, Vorsitzender der Jugend- und
Auszubildendenvertretung bei Allgaier, konnte aus der betrieblichen Praxis ergänzen. Viele junge Menschen haben Angst um die Zukunft. Diese Angst versuchen Arbeitgeber zu nutzen und entwickeln daraus Drohpotential. "Wir kämpfen
für unsere Azubis", so Pienitzsch,,"das haben wir auf der Jugendversammlung, und erstmals auch bei der Betriebsversammlung deutlich gemacht".
Jörg Hofmann stellte den Zeitplan für die Tarifrunde dar und rief zur Geschlossenheit auf. "Die Themen Entgelt, Leiharbeit und Übernahme sind untrennbar miteinander verbunden. Dafür kämpfen wir gemeinsam"
"Ramba-Zamba" machen!
Das dies auch die Metallerinnen und Metaller so sehen war spürbar, als Rolf Brodbek, Betriebsratsvorsitzender von Schuler Pressen ans Mikro ging. "Jörg Hofmann kann auf Schuler zählen", so Brodbek," wir werden Ramba-Zamba
machen"
Schon am 22. März können alle Beschäftigten zeigen, dass die IG Metall mit den Forderungen richtig liegt. In Ludwigsburg findet eine Infoveranstaltung der IG Metall statt. Direkt im Anschluss beginnen weitere
Verhandlungen zwischen den Tarifvertragsparteien.
Die IG Metall Göppingen-Geislingen setzt Busse ein, um gemeinsam mit Macht die Infoveranstaltung zu unterstützen.
Letzte Änderung: 19.03.2012