IG Metall-Führung in starker Position

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23.01.2014 Der gewerkschaftliche Einfluss ist mit der neuen Regierungskoalition gewachsen. Die neu formierte IG Metall-Spitze will den Rückenwind in den Betrieben, aber auch in Berlin und Brüssel nutzen.

Klare Rollenverteilung

Detlef Wetzel und Jörg Hofmann haben ihre
Rollen an der Spitze der IG Metall klar verteilt. Der Erste
Vorsitzende Wetzel bestimmt die großen politischen Linien, sein
schwäbischer Stellvertreter Hofmann ist für die harte
Gewerkschaftsarbeit im Alltag zuständig, organisiert die
Betriebsratswahlen in diesem Frühjahr und macht sich Gedanken über
die Forderungen bei der nächsten großen Tarifrunde.

Das Führungsduo ist bei seiner Wahl Ende November in Frankfurt
nicht gerade mit Vorschusslorbeeren überhäuft worden. Im Gegenteil
haben die beiden historisch schwache Wahlergebnisse eingefahren.
Wetzel lehnt es ab, öffentlich über seine Schlussfolgerungen aus der
Schlappe zu sprechen. Doch der weiter positive Mitgliedertrend und
daraus resultierende Rekordeinnahmen lassen den Huber-Nachfolger und
seinen Stellvertreter aus einer starken Position starten.

IG Metall mit starken Zahlen

Wetzel und Hofmann haben die Gewerkschaft in ökonomischer Bestform
übernommen. 2013 sind die Mitgliederzahlen das dritte Mal in Folge
auf nun 2,266 Millionen Menschen gestiegen. Nahezu eine halbe
Milliarde Euro hat die IG Metall allein an Mitgliedsbeiträgen
eingenommen, dies ist schon der vierte Rekord in Folge. "Finanziell ist
die IG Metall jederzeit handlungsfähig", sagt der ebenfalls neue
Hauptkassierer Jürgen Kerner lässig.

Das viele Geld soll auch in Kampagnen zur Mitgliederwerbung
fließen, die Wetzel für etwa jeden vierten Neuzugang verantwortlich
macht. 20 Millionen Euro stehen jährlich für Sonderprojekte zur
Verfügung, 181 Millionen Euro fließen ohnehin in die bundesweit 155
Verwaltungsstellen. Wer viele Mitglieder wirbt und neue Betriebsräte
etabliert, kann fest auf weitere Mittel rechnen. Und auch für ein
Verbindungsbüro zur EU in Brüssel ist genug Geld da.

Kanzlerin bei Gerwerkschaft

Unmittelbar nach der Wetzel-Wahl am 25. November in Frankfurt
hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) den Metallern ihre Aufwartung
gemacht und Hoffnungen auf eine gedeihliche Kooperation geschürt.
Werkverträge beispielsweise stellten ein "potenzielles
Missbrauchsfeld" dar, sagte die Regierungschefin unter dem Applaus
der Delegierten. In der Koalitionsvereinbarung mit der SPD finden
sich zudem Mindestlohn und weitere Regulierungen der Leiharbeit sowie
die umgehend angeschobene Rentenreform, die insbesondere beim
vorgezogenen Renteneintritt nach 45 Jahren eine wichtige
Gewerkschaftsforderung umsetzt.

Themen der Tarifrunde

Tarifpolitisch müssen sich die Arbeitgeber der Metall- und
Elektroindustrie zum Jahresende auf ein umfassendes Forderungspaket
einrichten. Neben einer deftigen Lohnforderung zeichnen sich nach den
Worten des Tarifexperten Hofmann die Themen Altersteilzeit und
finanzielle Unterstützung von individueller Fortbildung ab.

Politisch stehen die Werkverträge auf der Agenda der Nachfolger
von Berthold Huber. Wie schon bei der Leiharbeit will die IG Metall
die öffentliche Meinung gegen diese Beschäftigungsform mobilisieren.
"Wir haben nichts dagegen, dass bei einem kaputten Dach die
Dachdecker geholt werden", sagt Wetzel. In zahlreichen
Industriebetrieben würden aber mit Hilfe der industriellen
Dienstleister Jobs verlagert. Nur starke Betriebsräte könnten dies
mit "echter Mitbestimmung" kontrollieren und Missbrauch verhindern.

Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall hält dagegen. Die Rechtsform
des Werkvertrags sage nicht das Geringste über Arbeitsbedingungen und
Entlohnung aus. Werkverträge seien so selbstverständlich wie
Kaufverträge. Sie einer erweiterten Mitbestimmung zu unterwerfen,
wäre aus Sicht der Arbeitgeber schlicht verfassungswidrig.

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IG Metall

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Letzte Änderung: 22.01.2014