Und mit Leni Breymaier, Landesbezirksleiterin bei Ver.di und stellvertretende Landesvorsitzende der SPD in Baden-Württemberg, war für die rund 50 Teilnehmer auch eine kompetente Referentin zum Thema Bildungszeit gefunden.

Bildungszeit ist die neue Bildungsfreistellung

Breymaier ging in ihrem Vortrag deshalb speziell auf das Thema Bildungszeit ein.

Vielen ist das Thema eher unter dem Namen Bildungsfreistellung oder Bildungsurlaub bekannt. Aber beides trifft nicht so richtig auf das zu, was es tatsächlich ist. Es gehe in keinster Weise um "Urlaub". Es gehe darum, dass alle Arbeitnehmer einen persönlichen Anspruch auf Weiterbildung bekommen und zwar dann, wenn sie es für nötig halten und nicht ihre Arbeitgeber, so Breymaier.
Bildungszeit hat dabei mehrere Ziele. So soll im Allgemeinen die Weiterbildungsbeteiligung erhöht werden, die Partizipation am gesellschaftlichen Leben und die Qualifizierung der Ehrenämter.

Bildungszeit ist ein Grundrecht

Bereits 1976 verabschiedete die ILO (International Labour Organisation - Internationale Arbeitsorganisation) das Übereinkommen Nr. 140 über die Förderung des bezahlten Bildungsurlaubs. Deutschland hat dieses Übereinkommen ratifiziert. Dennoch ist es bis heute nicht komplett umgesetzt.
Jetzt, nach fast 40 Jahren, ist die historische Möglichkeit, Bildungszeit gesetzlich zu Verankern. Die Grün-Rote Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag die Schaffung eines Gesetzes zur Freistellung zur Bildung vereinbart. Doch leider ist bisher nichts passiert.

Bildungszeit muss eine Bewegung von unten werden!

Der Bedarf bei den Arbeitnehmern ist da, aber sie sind es noch nicht gewohnt, da bisher keinerlei Anspruch auf Weiterbildung im Ländle bestanden hat, so Breymaier.
Aber klar ist, dass zur Durchsetzung der Bildungszeit sehr viel Unterstützung von der Arbeitnehmern und Gewerkschaften nötig ist.
Das Thema Bildungszeit ruft großen Gegenwind aus der Wirtschaft hervor. Dem muss man sich entschieden entgegenstellen. So gibt es im Moment auch noch einige offene Fragen, die noch geklärt werden müssen, wie z.B. die Finanzierung, Dauer der Freistellung, Übertragbarkeit der Bildungszeit oder auch wer hat überhaupt Anspruch.
All diese Dinge müssen erst noch geklärt werden. Und dieser Prozess muss aktiv in der Öffentlichkeit begleitet werden. Der DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) wird dies mit einer groß angelegten Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.

Zum Schluss fordert Leni Breymaier noch, dass ab jetzt keine Gewerkschaftliche Veranstaltung, kein öffentlicher Auftritt mehr ohne das Thema Bildungszeit auf der Tagesordnung stattfinden darf.

Bildung ist ein Menschenrecht!

Revolution Bildung

Der zweite Redner des Abends, Pascal Holz - Gewerkschaftssekretär der IG Metall zuständig für Jugendarbeit - knüpfte nahtlos an dem Thema Bildung an.
Mit nichts weniger als einer Revolution will die IG Metall Jugend das Thema Bildung vom Kopf auf die Beine stellen. Holz verkündet damit nicht nur die x-te Reform des Bildungssystems. Mit der aktuellen Jugendkampagne "Revolution Bildung", die als oberstes Ziel "Gute Bildung" hat, sollen sowohl Wirtschaft, Politik als auch Gesellschaft angesprochen werden. Voraussetzung für "Gute Bildung" sind Zeit sowie Zugang zu Bildung. Die Finanzierung ist letztlich die Grundlage für Zeit, Zugang und Qualität. Damit sind die vier Kernthemen, um die sich die Kampagne dreht abgesteckt.
Holz berichtet das es jetzt darum geht, mit diesen vier Themen die Kampagne in die nächste Phase zu bringen. Jetzt geht es in die Betriebe. Seit Januar diskutieren auch in der Verwaltungsstelle Göppingen-Geislingen Azubis, Studierende und junge Beschäftigte wie Weiterbildung aus ihrer Sicht gestaltet sein muss. Freistellung und Finanzierung sind dabei die Top Themen der jungen Beschäftigten. Die von Leni Breymaier geforderte Unterstützung zur Umsetzung der Bildungszeit sichert Pascal Holz von Seiten der IG Metall Jugend sofort zu.

Klare Regelungen zur betrieblichen Weiterbildung

Der weitere Fahrplan der Revolution Bildung sieht vor, dass die Forderungen aus den Betrieben nun konkretisiert werden. "Das Thema Bildung ist so vielschichtig. Wir brauchen jetzt eine knackige Forderung, die wir dort umsetzen können wo wir stark sind. In den Betrieben!" so Pascal Holz.
Dazu findet am 5. Juni ein Aktionstag unter anderem in Stuttgart statt, um zusammen mit den Beschäftigten die Forderung nach klaren Regelungen zur betrieblichen Weiterbildung Publik zu machen. Großes Ziel ist dann ein Bundesweiter Aktionstag am 27. September in Köln, zu dem mehrere zehntausend junge Beschäftigte erwartet werden.