WMF - Der Kampf beginnt!

Trauriges Bild

11.05.2014 In einer Betriebsversammlung der proLog (früher WMF) in Geislingen wurde deutlich: Wir werden diesen gierigen Managern und Finanzinvestoren unsere Macht der Solidarität entgegensetzen.

Vorstand mit Pfiffen empfangen

Als gegen 10 Uhr am Freitag die zwei Vorstandsmitglieder, Czipulovsky und Wöhrle, die Halle betraten wurden sie mit einem lange andauernden Pfeifkonzert und lauten Buh-Rufen empfangen.

Alexandra Bosch

Erst nach einer knappen viertel Stunde konnte der Betriebsrat der proLog die "Traurigste Betriebsversammlung aller Zeiten" eröffnen.

Mit Zwischenrufen und Pfiffen den Gefühlen Platz gemacht

Mit Zwischenrufen, wobei "Lumpenpack" noch zu den harmloseren gehörte, machten die Beschäftigten immer wieder laut ihrem Unmut Luft. Das ist nur zu verständlich, wenn man bedenkt, dass die Beschäftigten bei WMF und proLog immer wieder durch ihre Flexibilität und durch Verzichte zum Erfolg des Unternehmens beigetragen haben.

Von Pfiffen begleitet trat der Verantwortliche für diese Entscheidung, Czypulovski, an das Rednerpult.

Czipulovsky

Zynismus eines Arbeitsplatzvernichters

Mit kaum zu überbietendem Zynismus begrüßte Czypulovski die Beschäftigten mit den Worten "Kolleginnen und Kollegen".
Diese Begrüßung führte wieder zu Pfiffen und Buh-Rufen. Aber Czypulovski ließ sich nicht beirren und setzte noch einen drauf als er sagte, er könne "die Emotionen nur zu gut verstehen".

"Wie kann einer mit einem Millionengehalt die Emotionen von Menschen verstehen, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind?", fragte Bernd Rattay, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, in seinem Beitrag später. Er selbst kann verstehen, dass die Beschäftigten wütend sind, das sie Angst haben vor einer ungewissen Zukunft, aber er selbst war noch nie von Arbeitslosigkeit bedroht, also kann er die Emotionen wie Herr Czypulovski nicht verstehen.

Czypulovski versuchte die Entscheidung zu erklären, erging sich aber meist sehr hilflos in allgemeinen Floskeln. Diese Floskeln waren "Wettbewerbsfähigkeit" oder "Prozessoptimierung".

Andreas Hermann, Betriebsrat der WMF, konnte nicht mehr an sich halten. Er rief "Sie sind ein Zerstörer Herr Czypulovski" und weiter "die Menschen hier brauchen kein salbungsvolles Geschwätz sondern Perspektiven"

Gewinnsteigerung auf Kosten der Menschen

Czypulovski versuchte zu erklären, dass man andere Alternativen geprüft habe, aber dass man keinen Standort um jeden Preis halten wolle. Damit war klar, dass die Menschen überhaupt keine Rolle spielen im Kalkül der Manager vor Ort oder dem Finanzinvestor KKR. Eine Kollegin brachte es auf den Punkt:" Gesundheit, Familie, nichts zählt - nur IHR Geld zählt! Und wir haben bis jetzt alles mitgemacht"

Inhaltsbild

Direkte Forderung

Roland Herre von der WMF trat direkt ans Rednerpult und forderte Czypulovski auf endlich Klartext zu reden. "Die Menschen brauchen eine Perspektive, alles andere zählt nicht!"

Jetzt versuchte Czypulovski zu erklären, wie er sich die künftige Ausrichtung vorstellt. Es soll künftig einen "Nordstandort" im Rhein-Ruhr-Gebiet geben sowie einen "Südstandort" voraussichtlich in Dornstadt. (Dort gibt es keine Tarifbindung und die Beschäftigten dort müssen für einen ausbeuterischen Lohn arbeiten - Anm. der Red.)
Czypulovski erklärte den Standort unter anderem damit, dass es in Geislingen keinen Platz gäbe, was zu großem Gelächter führte, wenn man bedenkt das die Betriebsversammlung in einer riesigen leerstehenden Halle statt fand.
"Grundsätzlich sind alle Mitarbeiter am Standort Geislingen betroffen" betonte Czypulovski. Man werde versuchen schnell mit dem Betriebsrat in Verhandlungen zu gehen.

Menschen sind nur Faktor

Das Czypulovski die Menschen die im Unternehmen nicht kennt und nicht einschätzen kann wurde bei vielen Fragen aus der Belegschaft klar. Er musste immer wieder nachfragen, ob die Fragenden bei proLog beschäftigt sind. Dies zeigt, dass ein Manager wie Czypulovski, der Arbeitsplätze ohne mit der Wimper zu zucken zerstört, keine Ahnung hat, welche Menschen sein Millionengehalt erwirtschaften.

Inhaltsbild

Nicht zulassen, dass Geislingen zerstört wird

Erdal Dogru, Betriebsrat der proLog rief wütend "wir dürfen nicht zulassen, dass solche Menschen unser Geislingen, mein Geislingen kaputt machen" und unter lautem Jubel rief er "Amy go Home und nimm diese Herren (Czypulovski und Wöhrle) gleich mit".

Jürgen Peters, WMF-Betriebsrat, zitierte Bertolt Brecht und brachte die Stimmung damit auf den Punkt. "Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht."

Dem Kapital Grenzen aufzeigen!

Mit viel Applaus wurde Bernd Rattay am Rednerpult empfangen. Ihn ärgere, dass "der Mensch keine Rolle mehr spielt, sondern ausschließlich das Kapital". Aber, so Rattay weiter der Mensch muss eine wichtige Rolle spielen, deswegen müssen "wir dem Kapital Grenzen aufzeigen". Und zwar "durch unsere Solidarität".

Rattay berichtete über Gespräche mit dem Vorstand, in dem der Metaller die Gefahr kommen sah, dass nach dem Verkauf des schweizer Finanzinvestors (Capvis) an den amerikanischen Investor (KKR) weiter das Unternehmen ausbluten würde. Dies wurde wehement bestritten. Vielmehr sah der Vorstand eine rosige Zukunft mit einem Investor aus den USA, der in das Unternehmen investieren würde. "Es gab viele Versprechen", so Rattay, "dass KKR in Wachstum investiert." Aber so der Gewerkschafter weiter, "das Einzige was momentan wächst ist die Angst der Menschen bei der gesamten WMF".

Inhaltsbild

Größter Personalabbau in der Geschichte der WMF

Die Ankündigungen bis Mitte 2015 die Logistik komplett zu schließen und durch Massenentlassungen im Verwaltungsbereich, sowie die Schließung der modernen Galvanik in Geislingen stellt den "größten Personalabbau in der 160 jährigen Geschichte der WMF dar", machte Rattay deutlich, "und das nicht in einer Phase wo es dem Unternehmen schlecht geht, sondern wo ein Rekordumsatz und ein Rekordgewinn den nächsten jagd".

Rattay erinnerte an die blumigen Investitionsversprechen des Vorstands. Diese müsse man nun einfordern. "Wir werden jede Aktivität die dem entgegensteht brandmarken" rief Rattay den Beschäftigten zu.

Unter großem Beifall schloss Rattay seinen Beitrag in dem er deutlich machte, dass die Bonis der Vorstände nur mit den Menschen und nicht gegen diese Belegschaft erreicht werden können. Mit dieser deutlichen Kampfansage hatten die anwesenden Arbeitgebervertreter wohl nicht gerechnet.

Teilnahme der Arbeitgeberseite freundlich eingefordert

Nach einer 60 minütigen Pause wurde die Betriebsversammlung fortgesetzt. Als die Arbeitgeberseite nicht mehr erschien, beschloss die Belegschaft die Herren abzuholen.

Rund 200 Menschen machten sich auf den Weg in die 5. Etage des Vorstandsgebäudes um die Teilnahme der Arbeitgeberseite freundlich einzufordern.

Oben angekommen verwehrte der Werkschutz im Treppenhaus den Zugang. Lediglich eine kleine Abordnung von Betriebsräten verstärkt durch Metaller Rattay konnte in die Räume des Vorstands um die weitere Teilnahme einzufordern.

Nach der Zusage der Arbeitgeber wieder an der Betriebsversammlung teilzunehmen und Rede und Antwort zu stehen, gingen die Beschäftigten wieder in die große leerstehende Halle. Dort fand anschließend eine weitere Aussprache statt. Da die Arbeitgeberseite aber zu keinem Zeitpunkt befriedigende Antworten lieferte wurde die Stimmung kämpferischer. "Wir alle hier sind die WMF", rief ein Beschäftigter. "Wir und nicht sie", rief er mit Blick auf die Vorstände und Geschäftsführer. Niemand wird diese Maßnahmen der Arbeitgeber kampflos hinnehmen, weder bei der WMF, bei proLog oder in Geislingen überhaupt.

Der Kampf beginnt. Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen, damit die Manager sich nicht auf unsere Kosten das Geld in die Taschen stopfen!

Letzte Änderung: 11.05.2014