Geschmay vor dem Aus!

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07.04.2015 Ende April gehen die Lichter aus. Traditioneller Textilbetrieb im Raum Göppingen Opfer von kapitalistischem Missmanagement. Selbst dem Göppinger Stadtarchiv wird nun der Zugang verwehrt.

Die Anfrage vom "Stadtarchiv Göppingen", die langjährige und erfolgreiche Firmengeschichte der ehemals stolzen Württembergischen Filztuchfabrik des jüdischen Firmengründers David Geschmay im Betrieb zu recherchieren und zu dokumentieren, bevor in Kürze alle historischen und teilweise einzigartigen Textilmaschinen abgebaut und größtenteils verschrottet werden, wurde von Produktionsleiter Waldemar Funk kommentarlos und unbegründet abgelehnt.

Immerhin kann Geschmay, die mit diesem Firmennamen immer noch als GmbH im Handelsregister eingetragen ist und somit seit der Übernahme des großen Albany-Konzerns im Jahre 1999 zumindest namentlich noch weiterlebte, seit der Gründung in der Göppinger Metzgerstrasse im Jahre 1910, mittlerweile auf ein 105-jähriges Bestehen zurückblicken!

In den letzten Jahren wurde stetig Personal und Produktionsvolumen abgebaut, sodass der Göppinger Produktionsstandort seit Ende 2009 nur noch auf "Sparflamme" produzierte.

Nun sollen laut Konzernleitung Ende April komplett die Lichter ausgehen und die noch verbliebenen 50 Textil-Facharbeiterinnen und Facharbeiter verlieren nach jahrzehntelanger Qualitätsarbeit und überdurchschnittlichem Engagement ihre Arbeit und damit auch die Einkommensquelle für die finanzielle Sicherung und Gestaltung ihres Privat- und Familienlebens.

Aber auch die Region Göppingen verliert hierdurch einen weiteren traditionellen Textilbetrieb mit ehemals bis zu 500 Beschäftigten...!

Was bleibt, ist der Stolz der Beschäftigten, viele Jahre ein wichtiger Teil dieses erfolgreichen Unternehmens gewesen zu sein.
Aber auch die Erinnerung, an eine überwiegend schöne und kollegiale Arbeitszeit während des damaligen Familienbetriebes.

Der Betriebsrat und die Beschäftigten sind sich einig, dass der Name Geschmay nicht willkürlich auf dem großen Müllberg des Albany-Missmanagements landen darf, sondern die langjährige Firmengeschichte zusammengefasst, dokumentiert und bei der Stadt Göppingen für die Nachwelt archiviert werden muss!

Aus diesem Grund ist der Betriebsrat über die unverständliche Absage an das Göppinger Stadtarchiv besonders verärgert und will nochmals bei der Konzernleitung darauf einwirken, dass die Firmen-Dokumentation doch noch durchgeführt werden kann.

"Wir haben nichts zu verheimlichen. Alle Kolleginnen und Kollegen haben einen tollen Job gemacht - bis heute und sogar bis zum allerletzten Arbeitstag. Geschichte muss aufgeschrieben werden, damit die Nachkommen auch daraus lernen, und dabei auch wichtige Erfahrungen und Erlebnisse weitergegeben werden", so Thomas Böhringer, langjähriges Betriebsratsmitglied bei der Württembergischen Filztuchfabrik D. Geschmay (WFG).

Letzte Änderung: 07.04.2015